Finacial Planning

Der Finanzplan wird wohl von vielen Unternehmern als Pflichtubung absolviert aber als lebenswichtiger Kompa? im Auf und Ab des Unternehmens nicht richtig eingesetzt.

DAS SPIEL MIT DER KRISTALLKUGEL

Das Einzige, was uber die Prognosen des Finanzplans mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, da? sie nicht eintreffen werden. Die weniger zahlenfreudigen Unternehmer lassen den Plan daher nach seiner Erstellung schnell verstauben und steuern ihr Unternehmen nach dem “inneren Gefuhl” und der Windlage. Wir wurden gerne hier ein Modell vorstellen, das dem Unternehmer einen sicheren Blick in die Zukunft ermoglicht. Das wird uns aber nicht gelingen. Mit einiger n Bestimmtheit kann auch die Aussage gewagt werden, da? das nie moglich sein wird. Die Komplexitat der realen Welt kann in keinem noch so ausgetuftelten Modell erfa?t werden. Trotzdem sollte jeder Unternehmer einen funfjahrigen Finanzplan erstellen und ihn standig aktualisieren und verbessern. Dadurch wird er zwar nicht erfahren, was die Zukunft bringt, wird aber die Wirkungszu-sammenhange in seinem Unternehmen und die Auswirkungen moglicher Veranderungen externer Faktoren auf das Unternehmen besser erkennen. Dieser Proze? ermoglicht es dem Unternehmer, sich geistig auf verschiedene denkbare Situationen vorzubereiten.

Schon die Niederschrift der Unternehmensziele zwingt jeden Menschen, sich ehrlich mit ihnen und mit der Art, wir sie erreicht werden sollen, auseinander-zusetzen. Die ganze Mannschaft wei? dann auch, in welche Richtung der Zug fahrt und zieht am selben Strang. Dabei deckt der Finanzplan nicht nur einen Teilbereich des Unternehmens, sondern soll alle Teilplane: Marketing, Produktion, Beschaffung zusammenfassen. Der Finanzplan wird zur Grundlage der Kommunikation innerhalb des Unternehmens und nach au?en. Im Unternehmen konnen die Grunde fur die Abweichungen von den Prognosen festgestellt und aus den Fehlern in der Prognoseerstellung fur die Zukunft gelernt werden. Vor allem dient aber der Finanzplan den Gesprachen mit den Geldgebern: Investoren oder Banken. Er zeigt diesen, da? das Unternehmen klar definierte Ziele ansteuert und gute Einsicht in die Wirkungsmechanismen seines Umfeldes hat.

Wie bei einer “Geldmaschine” flie?t in ein Unternehmen Geld hinein und wieder heraus. Das geschieht nach gewissen Regeln. Die Wirkungsweise ist bestimmt und kann in einfachen oder komplizierteren Formeln ausgedruckt werden. In diesem Modell ist die zentrale Gro?e der Umsatz. Aus dem Umsatz leiten sich die Kosten ab. Nach deren Abzug erhalten wir den Gewinn. Das fuhrt zur GuV einer bestimmten Periode. Die Erzielung des Umsatzes setzt aber bestimmte Investitionen voraus. Der Umsatz bedingt auch einen Aufbau von Vorraten und Forderungen. Diese Bestandsgro?en bestimmen die Aktivseite der Bilanz. Die Passivseite ergibt sich aus dem vorhandenen Eigen- und Fremdkapital. Die Differenz zwischen Aktiv- und Passivseite mu? durch den erwirtschafteten Gewinn und weitere Mittelaufnahmen gedeckt werden. Dabei werden enge Grenzen durch die vorhandenen Kreditlinien gesetzt. Wir erhalten sogenannte Plan-Bilanzen und Plan GuV-Rechnungen. Aus diesen konnen wir leicht die Auswirkungen der Veranderung bestimmter Annahmen oder Ma?nahmen erkennen. Wir konnen verschiedene “Was-ware-wenn” Fragen stellen und beantworten wie z.B. Was ware, wenn im April eine Lohnerhohung von 3% erfolgt Was ware, wenn sich das Zahlungsverhalten der Kunden um zehn Tage verschlechtert Was ware, wenn der Dollar auf 1,50 DM fallt Die Beantwortung dieser Fragen setzt nur einen gewissen Rechenaufwand voraus. Diesen nimmt uns heutzutage der PC in einigen Sekunden ab. Durch ein standiges “Spielen” mit dem Modell wird es verfeinert und gibt mit der Zeit immer besser die Realitat des Unternehmens wider. Die Finanzplanung kann anhand von einfachen “handgestrickten” Exceltabellen oder spezieller Planungssoftware erfolgen. Hubert Nopper von der Deutschen Gesellschaft fur Mittelstandsberatung zieht einfache Programme vor, die schnell zu Ergebnissen fuhren. Gute Erfahrungen hat er mit dem U-Plan XXL der gleichnamigen Heidelberger Firma gemacht.
Die wichtigste Voraussetzung fur den sinnvollen Einsatz des Planungs-instrumentes ist aber die Identifikation des Unternehmers mit ihm. Wie Churchill mu? dieser sagen konnen: “Die einzigen Zahlen, an die ich glaube, sind die, die ich selber produziert habe.” Er mu? die Zusammenhange des Modells und die den Rechnungen zugrundeliegenden Annahmen kennen. Das Programm mu? leicht zu handhaben sein. Eine Uberfrachtung mit Details ist zu vermeiden. Vor allem mu? der Unternehmer die Lust am Spiel entdecken. Wie bei einem spannenden Computerspiel mu? er Abend fur Abend den Auf- und Niedergang seines Unternehmens unter verschiedenen Szenarien am Bildschirm verfolgen. Dabei wird er lernen, wie Projekte funktionieren, was alles schief gehen konnte und wie er auf unerwartete Uberraschungen reagieren kann. Die gemachten Fehler sind die beste Vorbereitung auf die harte Realitat.